home · Publikationen · DB · Reise-Erinnerungen
Piepers aktuelle Seiten

Reise-Erlebnisse der besonderen Art

Unser ältester Sohn lebt seit 2008 in der Schweiz, er ist Systemspezialist bei der SBB in Bern. Als er meine Berichte las, schickte er mir folgende E-mail.

Hallo Friedrich,

nach Deinem Ärger mit der DB kannst Du diese beiden links und diese mail ja mal an die DB weiterleiten.

spiegel.de/reise/europa
spiegel.de/fotostrecke

Ein paar Kommentare zu deinem Bericht:
Stuttgart 21 wäre in der Schweiz längst Realität. Wenn die deutschen Ingenieure wegen Hohlräumen unter Stuttgart Bedenken haben beim Tunnelbau: Warum fragen Sie nicht die Schweizer? Die wissen, wie man Tunnel baut. Der neue Gotthard-Tunnel, 57 km, ist fast fertig. Böse Zungen behaupten, viele Berge der Alpen sind Steinhaufen von den vielen Tunnels, die die Schweizer bereits gegraben haben. Die Strecke Stuttgart - Ulm ist in etwa vergleichbar mit Bern - Brig. Und da sind ganz andere Berge dazwischen als die mickrige schwäbische Alb. Die SBB fährt schon seit 3 Jahren durch den neuen Lötschberg-Tunnel, 37 km lang, unter 3.500 m hohen Bergen.
Von 1993 - 1998 bin ich täglich mit der Deutschen Bahn von Ulm nach Stuttgart gependelt. Das war damals schon teurer als ein GA (General-Abo) in der Schweiz heute. Bei enorm besserer Dienstleistung der SBB. Ein GA ist gültig für 23.000 km. 400.000 Schweizer haben ein GA. Umgerechnet müssten 4 Millionen Deutsche eine Bahncard 100 haben. Es sind lächerliche 35.000. Mal davon abgesehen, dass die DB zusammenbrechen würde bei so vielen Passagieren, wie die SBB sie täglich befördert.
Von der Pünktlichkeit und dem Ärger mit der DB reden wir lieber nicht. Seit ich in der Schweiz lebe, habe ich ein GA und pendle täglich nach Bern. Selbst im Winter, und das ist hier mal etwas anderes als in Deutschland, sind die Züge von Luzern nach Bern immer pünktlich. Von Langnau bei uns im Ämmital, mal gerade 8.000 Einwohner, fährt 4 mal in der Stunde ein Zug nach Bern, von 05:00 bis 24:00 Uhr. Dauer 30 Minuten. Die Strecke ist in etwa gleich der von Weissenhorn (über 13.000 Einwohner) nach Ulm, und da fährt tagsüber ab und zu mal ein Bus, Dauer eine Stunde. In der Schweiz ist es undenkbar, dass eine Stadt wie Weissenhorn keinen Bahnhof hat.
Und die Schweiz ist nicht so topfeben wie die meisten Teile Deutschlands. Das Streckennetz der SBB hat extrem viele Brücken und Tunnel. Trotzdem ist man von Zürich oder Bern viel schneller in Mailand als in München.
Bern ist etwa so gross wie Ulm und hat ein riesiges S-Bahn Netz. Alle 15 Minuten fährt ein Zug nach Zürich, jede Stunde einer zu den Flughäfen Genf, Zürich, Basel. Wenn ich dran denke, wie miserabel die Flughäfen München und Stuttgart von Ulm aus an den ÖV angeschlossen sind... Was die DB für Ulm da im Vergleich zu bieten hat, ist geradezu lächerlich.
Wer pünktlich mit dem deutschen ICE fahren will, muss in die Schweiz kommen. Von Interlaken nach Basel ist der ICE immer pünktlich. Ab Basel übernimmt die deutsche Bahn, und das war's dann.
Wenn ich in der Schweiz an einem beliebigen Bahnhof ein Ticket kaufe, werde ich sehr freundlich und zuvorkommend bedient und beraten, selbstverständlich ohne Servicegebühr. Automaten, die immer funktionieren, gibt es auch. Und die Strecken kosten immer dasselbe, egal ob ich am Automaten, im Reisebüro oder am Schalter ein Ticket kaufe. Bei der Deutschen Bahn ist das nicht so. Alles irre kompliziert.
Sogar in jede S-Bahn der Schweiz kann ich ebenerdig einsteigen. Für Kinderwagen, Rollstühle und ältere Menschen ist das Standard und wird auch rege genutzt. Die Intercity-Züge sind fast alle doppelstöckig mit ebenerdigem Einstieg. Service, Qualität und Komfort bei einer Bahnreise, da liegen Welten dazwischen, vergleicht man die SBB mit der DB. Und wie gesagt, mit der SBB reist man sogar noch kostengünstiger.

Viele Grüsse aus der Schweiz...